Samstag, 4. Mai 2019

Meine Bewertung der ESC-Beiträge 2019 (Teil 3)

Heute haben in Tel Aviv die Proben begonnen und bevor die dort entstandenen Eindrücke das Ergebnis meiner Prognose zu sehr verfälschen machen wir uns auf zu den nächsten 10 Songs:

21. Malta: ein wirklich zeitgemäßes Stück Radio-Pop aus Malta, das nach zwei sehr erfolglosen Jahren sicherlich wieder im Finale dabei sein wird. Der Refrain ist ähnlich wie beim norwegischen Beitrag von 2016 eine Vollbremsung nach rasanten Stophen, aber genau das macht den Reiz des Songs aus. Noch dazu wirkt Michela jung und cool, das ganze wird durchaus erfolgreich sein.

22. Moldawien: und hier das krasse Gegenteil zu Malta, denn Moldawien macht einen gewaltigen Rückschritt von den schrillen und erfolgreichen Performances der beiden Vorjahre hin zu einer stinklangweiligen und obendrein billigen Ballade von der Stange. Normalerweise achte ich nicht auf die Lyrics, aber das hier ist so oberpeinlich, dass allein deswegen der letzte Platz im Semi sein muss.

23. Montenegro: auch hier wird ein Land, das bisher für eher außergewöhnliche Auftritte bekannt war, so langsam müde und langweilig. Diese Möchtegern-Highschool-Musical-Band agiert derart übertrieben auf der Bühne, dass man einfach nur wegschauen will. Einziger Pluspunkt: das Revamp mit Ethno-Klängen, das den Song aber wohl auch nicht vor dem sicheren Semifinalaus schützen kann.

24. Niederlande: berührend, wunderschön, aber irgendwie dennoch klassisch und modern zugleich. Der niederländische Beitrag ist nicht grundlos von Anfang an Favorit auf den Gesamtsieg. Der klare, hohe Gesang von Duncan Laurence passt einfach perfekt zu den leisen Tönen des Instrumentals. Top5 gebucht, vielleicht tatsächlich ein Start-Ziel-Sieg für unsere westlichen Nachbarn?

25. Nordmazedonien: die große Tamara Todesvka kehrt zurück und wird diesmal hoffentlich einen Ausgleich für das unverdiente Ausscheiden vor elf Jahren in Belgrad erhalten. Die klassische Ballade berührt mich als einer der wenigen Beiträge in diesem Jahr, er wirkt extrem authentisch. Hoffentlich wird sie entsprechend dramatisch inszeniert, um das Land endlich wieder ins Finale zu bringen.

26. Norwegen: der obligatorische Europop-Beitrag kommt diesmal aus Norwegen. Nachdem der frühere Rekordsieger nicht einmal die erste Hälfte im Finale von Lissabon erreichen konnte, geht man das Projekt ESC-Sieg nun via samischen Joik-Gesängen und Tommelwirbel an. Zumindest das Vorjahresergebnis dürfte zu toppen sein.

27. Österreich: die beispiellose Erfolgsserie der Österreicher seit 2014 wird in diesem Jahr wohl enden. Auch wenn die Bridge des Songs mir gut gefällt, alles davor und danach fällt kaum auf und ihr sehr hoher Gesang nervt auf Dauer. Borderline-Qualifikant, wenn sie es stimmlich hinbekommt, mehr aber nicht.

28. Polen: Etwas experimentierfreudiger ist in diesem Jahr wieder einmal der polnische Sender TVP. Intern hat er das Damen-Quartett Tulia auserwählt, das nun den sogenannten "Weißen Gesang" erstmals beim ESC aufführen darf. Die Diskrepanz zwischen traditionellem Gesang und dazu passenden Trachten und der Rockbeat des Songs ist unglaublich spannend und könnte zu einem unerwarteten Erfolg für Polen führen. Erinnert sich noch jemand an die Magd mit dem Butterfass?

29. Portugal: für einige Fans ist er der nächste Salvador (zu deutsch: Retter) der portugiesischen ESC-Historie, für mich ist der Song über Smartphones eher anstregend als euphorisierend. Dieses wilde Mischmasch ohne Struktur und Hook mag vielleicht anders, aber nicht unbedingt gut sein. Vielleicht kann ich aber dieses Kunstwerk nur einfach eben nicht als solches erkennen.

30. Rumänien: nach dem Desaster aus dem letzten Jahr wird es nur begrenzt besser. Mit der eher langweiligen Performance im Grusel-Look wird Ester Peony kaum einen Blumentopf gewinnen können. Dafür ist der Song einfach zu monton und ohne Höhepunkt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen