Sonntag, 28. April 2019

Meine Bewertung der ESC-Beiträge 2019 (Teil 2)

Und weiter geht´s:

11. Georgien: es gibt wahrlich genug Gründe, dieses Machwerk auf den letzten Platz zu setzen. Die Mordlust in den Augen des Interpreten, dieses ständige "Varada" im Refrain oder aber einfach das komplette Fehlen einer Melodie, die im Kopf bleibt. Einzig und allein die Reibeisenstimme des Sängers ist positiv hervorzuheben. Der wohl klarste Semifinal-Ausscheider der Saison.

12. Griechenland: die sehr nasale Stimme der Sängerin ist auf Dauer anstregend, die Passagen mit Kopfstimme dagegen mag ich irgendwie. Der Song ist weder gut noch schlecht, er ist einfach da. Und das kann beim ESC nur in den seltensten Fällen ein gutes Omen sein, nämlich wenn die Show drumherum auffällt. Das wiederum würde ich bei den Griechen stark anzweifeln. 50/50 bei der Finalqualifikation.

13. Großbritannien: man hört dem Song an, dass er von John Lundvik mitkomponiert wurde. Es ist ein klassischer 0815-Popsong, der allerdings durch seinen hymnisch anmutenden Refrain dazugewinnt. Die Stimme des jungen Michael ist wirklich kraftvoll und interessant, im Gegensatz zu seinem Auftreten auf der Bühne. Top20 könnte diesmal eventuell wieder drin sein für die Briten.

14. Irland: der Song, der in diesem Jahr wohl die wenigsten Höhepunkte aufweist, es handelt sich um einen Klangteppich allererster Güte. Daher kann die kompetente Interpretin ihre stimmlichen Fähigkeiten kaum unter Beweis stellen und man fragt sich nur, wieso die Iren das als ESC-tauglich eingestuft haben. Gleich nach Armenien im Semifinale sehe ich schwarz für Irland.

15. Island: großartige Kombination aus Industrial-Techno-Punk und Fetschi-Klamotten. Nach dem letzten Platz in meiner Vorjahres-Top43 kann sich Island diesmal verdient in die Top5 vorkämpfen. Die Symbiose aus engelsklarem Kastratengesang und stimmbandzerstörendem Gekreische ist einfach zu spannend, um nicht groß im ESC-Finale abzuräumen.

16. Israel: für mich der schlechteste Heimbeitrag seit Basim 2014 in Kopenhagen. Der Knödeltenor will hier an der Tränendrüse drücken und kommt doch ohne wirklich authentische Emotion daher. Wie das auch nur ansatzweise erfolgreich sein soll weiß ich nicht. Vielleicht soll es das ja auch gar nicht.

17. Italien: in Sachen Authentizität das krasse Gegenteil zu Israel. Hier wird eine emotionale Story so herübergebracht, dass ich sie dem Teilnehmer abkaufe. Das Applaus-Intermezzo im Refrain ist ein Goodie, das den ansonsten sehr geradlinig verlaufenden Song auch nach mehreren Songs noch im Gedächtnis bleiben lässt und Italien wieder einmal zum Top10-Anwärter macht.

18. Kroatien: ganz, ganz schlimmes Machwerk. Dagegen war ja "My Friend" aus 2017 eine harmlose Ballade. Wie kann sich so ein junger talentierter Interpret nur für derarigen Kitsch zur Verfügung stellen, den ich nicht einmal Jacques Houdek zugetraut hätte? Lieber noch ein paar Jahre auf den richtigen Song warten anstatt mit diesem Machwerk anzutreten. Text, Song und Sprachwechsel sind einfach nur peinlich. Hoffentlich Platz 18 im zweiten Semifinale.

19. Lettland: angenehme Lounge-Musik aus dem Baltikum. Die Vintage-Optik des Auftritts bei der "Supernova" sollte man unbedingt beibehalten, genau wie die Nahaufnahmen der Sängerin. Ich fürchte jedoch, dass der Song zu wenig Zuspruch finden wird.

20. Litauen: ein weiterer Song, der weder besonders schön noch besonders unangenehm ist. Er ist mir schlicht und einfach egal. Der Sänger singt eher gekünstelt und mit zu viel Falsett. Das könnte aber, wie schon so oft bei Litauen, knapp ins Finale einziehen.

Mittwoch, 24. April 2019

Meine Bewertung der ESC-Beiträge 2019 (Teil 1)

Das alles ist natürlich rein subjektiv und dennoch versuche ich mich an einer nachvollziehbaren Argumentation. Los geht’s:

1. Albanien: sehr ethnolastiger Beitrag mit Klagegesang, der einen aber irgendwie fesselt. Ich würde dank der albanischen Diaspora, die sie im Song auch in Landessprache besingt, mit einem knappen Finaleinzug rechnen.

2. Armenien: stimmlich unter den besten dieses Jahr, sehr modern und abwechslungsreich produziertes Lied, diesmal ohne jeglichen Bezug zum Land (Duduk fehlt). Besonders die Steigerung zum Ende des Liedes reißt mich mit, riecht also stark nach unteren Top10.

3. Aserbaidschan: im Gegensatz zu den Nachbarn aus Armenien mit Ethnoeinflüssen und ähnlich ohrwurmanfällig. Der Song reißt mich mit, ist wohl derjenige unter den 41, der am nähsten an der aktuellen Chartmusik liegt. Auch hier wohl Top10.

4. Australien: gekonnte Stimmakrobatik aus Australien, die allzu verwirrende Performance aus dem Vorentscheid sollte dringend überdacht werden. Der Song selbst ist wohl die Quintessenz dessen, was Nicht-ESC-Fans vom Wettbewerb erwarten: Show, Show und nochmals Show. Platzierung: keine Ahnung.

5. Belgien: gewollt und eher weniger gekonnt. Der Refrain ist im Vergleich zu den spannend gestalteten Strophen davor eine herbe Enttäuschung. Vielleicht wirkt ja nach "Love Kills" aus 2013 nochmal der Welpen-Bonus beim jungen Eliot. Wird ein Borderline-Qualifikant, wie Sennek.

6. Dänemark: extrem süßliches Zeug, das aber wirklich ansprechend dargestellt wird. Und die Komponistin des Siegertitels von 2013 ist immer für eine überraschend gute Platzierung zu haben, siehe 1995. Wohl dabei im Finale, Top15 allerdings nicht garantiert.

7. Deutschland: das beste am deutschen Beitrag ist ganz klar der letzte Refrain. Davor ist es eher austauschbarer Pop und ich hoffe auf eine Neugestaltung des Auftritts, die in Erinerrung bleibt. Kann abhängig davon überall zwischen 15 und 25 landen im Finale.

8. Estland: austauschbarer 0815-Pop, der aber irgendwie im Kopf bleibt. Die Illusion mit dem Sänger mitten im Sturm aus dem Vorentscheid, der sich plötzlich in der Halle wiederfindet, kann aber zu einem Erfolg beim ESC führen. Zudem ist der Sänger wohl ein Frauenschwarm.

9. Finnland: wie bei Estland musikalisch kein Quantensprung, aber auch hier könnte die Umsetzung aus UMK zumindest den knappen Finaleinzug bescheren. Sofern die Kommentatoren erwähnen, dass er auch "Sandstorm" geschrieben hat.

10. Frankreich: wenn er so singt wie bei Destination Eurovision: Platz 22-26. Wenn er sich bessert und den Beitrag eindrücklich performt kann der Song tatsächlich seine Stärken ausspielen und in der ersten Hälfte landen.